Texte zu Arbeiten
- Bildcollage
Notizen zum ... # 2020.12
>>Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt. << Friedrich Schiller (1759 – 1805).
Das Zitat ist die Grundlage zu meiner Arbeit "Notizen zum... ". Aber entgegen dem Zitat bin ich überzeugt, dass wir alle schlechte Nachbarn sind. Wir sind ständig versucht, wegzuschauen oder genau hinzusehen, je nachdem, was uns wichtig erscheint oder gerade opportun ist.
Ich habe für diese Arbeit den kunsthistorisch etablierten und kraftvollen Ausdruck der Collage gewählt.
Schönheitswahn gepaart mit Völkermord, Dürre, Klassenkampf, Religion und vieles weitere mehr – alles was wir tun oder nicht tun, wirkt sich direkt oder indirekt auf unseren Frieden aus (Schmetterlingseffekt). Wir können die Auswirkungen im Fernsehen sehen oder in der Zeitung lesen.
Alle collagierten Bilder streben wie ein Geschwür über die eigenen Grenzen hinaus, was als Allegorie des vergeblichen Friedenskampfes gelesen werden kann.
Ohne Akzeptanz, Mitgefühl, Wertschätzung, Ehrlichkeit und Gleichheit wird es nie wirklichen Frieden geben.
Das große Durcheinander
Papierarbeit Collage # 2018
Formal ist das Werk inspiriert von der sogenannten Bilderflut.
Bilderflut als Wort ist ein zu tiefst emotionales Wort, welches die Dimension von verarbeiteten digitalen Bildern umschreiben soll;... geistig kaum vorstellbar. Es gibt eine Idee ihrer visuellen Repräsentation, die analog sichtbar macht was digital unsichtbar ist. Das Komprimieren und Entfalten von Bildern wird durch das Über - und Nebeneinanderhängen der 9 Papierbahnen an der Wand visualisiert.
Trotz der Größe und der Variabilität der collagierten Arbeit kann sie nicht annähernd eine Idee von der Größe des digitalen Raumes geben; es sind ja nur 540 ausgewählte Bilder, und diese von nur einer Stadt und von nur einer Person gemacht.
Paris - Zwischen Null und Eins
Collage Papier auf Leinwand # 2017
Das Internet ist, wie bereits erfahren, ein Hort von vielen digitalen Bildern die zwei Orte miteinander verbinden.
1. den fragenden, auskunftsverlangenden Ort und 2. den wissenden, auskunftsgebenden Ort.
Das so beschriebene Suchen und Finden läuft im Allgemeinen sehr harmonisch ab. Manchmal allerdings ist das sogenannte Netz überlastet und der auskunftsgebende Teil gerät ins Stocken und gibt Einblicke zwischen seinen Nullen und Einsen.
Der Computer kreiert dann eine quasireale Wirklichkeit: auf wahren Szenen beruhend und dennoch völlig fiktiv. Es entstehen Momente, die einmalig und im Nu auch schon wieder vorbei sind - wie vieles im realen Leben auch.
Durch "das Drücken des Auslösers zur richtigen Zeit" entstanden diese Aufnahmen - sozusagen Fotografien zwischen Null und Eins.
- Konstruktive - Konkrete Malerei
Kurzgeschichte 3 B # 2021.06 - 07
“Die Sehnsucht eines rot-braunen Quadrates“ ist ein Bild aus der Serie Kurzgeschichten 3 B. Alle Kurzgeschichten der Serie haben die Eigenschaft, dass sie sich keiner Leserichtung unterwerfen müssen. Sie besitzen die Merkmale, die Vorgänge des Zeitgeschehens ohne Naturerscheinungen in absoluter Klarheit auszudrücken, sie sind von mir erdacht und trotzdem universell von allen Seiten her lesbar. Jedes Bild dieser Serie besteht zwingend aus je drei Bildteilen, deren jeweiliger Inhalt aus den exakt gleichen Bildelementen bestehen muss. Mindestens ein Element in den Bildteilen verändert jedoch seine Position und/ oder seine Präsenz, sodass eine Abfolge (Kurzgeschichte) im Bild entstehen kann. In dem Bild “Die Sehnsucht eines rot-braunen Quadrates“ verschiebt sich in allen drei Bildteilen nur das rot-braune Quadrat. Die weiteren Elemente der hier vorgestellten Kurzgeschichte sind neben dem rot-braunen Quadrat: ein größeres, darunterliegendes, beschnittenes weißliches Quadrat, Dreiecke in unterschiedlichen Blautönen und Größen und ein Dreieck in einem dunklen Grauton. Alle Farben sind frei gemischt. Wenn man allegorisch das Bild “Die Sehnsucht eines rot-braunen Quadrates“ betrachten möchte, so kann dies banal auf die in uns liegenden Veränderungswünsche gesehen werden. Es kann aber auch als Allegorie auf die sich stetig wechselnden oder konstanten Machtverhältnisse in unserem Leben gelesen werden. Denn durch das Verschieben des rot-braunen Quadrates werden die anderen Elemente im Bild verdeckt, freigelegt oder gar nicht tangiert, was wiederum den Verlust, Gewinn oder die Konstante im Leben symbolisiert.
Ich bin
das rot-braune Quadrat
das verdeckt
das rot-braune Quadrat
das freilegt
das rot-braune Quadrat
das verändert
das rot-braune Quadrat
das gewinnt
das rot-braune Quadrat
das verliert
das rot-braune Quadrat
bin Ich
- Digitale Fotomontage
Stadt Konkret # 2021
Die Idee dazu kam mir, als ich mir kürzlich alte Urlaubsfotografien von Städtereisen ansah. Für Außenstehende sind es nur belanglose und allgemeine Bilder, nichtssagend und abertausend Mal im Netz gesehen.
Mir drängte sich dabei aber die Frage auf: “ wie kann man der heutigen Bilderflut begegnen, und was kann man aus den vielen Stadtbildern, die sich über all die Jahre hin angesammelt haben, machen? Ich denke, dass ähnliche Fragen sich auch viele Maler damals mit dem Aufkommen der Fotografie gestellt haben müssen. Sie mussten sich neuen Herausforderungen stellen, die nicht ohne Einfluss auf ihre Entwicklung im 19. Jahrhundert blieben.
Ich möchte mit dem Projekt das übliche Betrachtungsdogma von allgemeiner Stadtfotografie durchbrechen, um wie in der Malerei einen neuen Zugang zu ermöglichen - eine expressionistische Abstraktion einer Stadt, die jedoch den Bezug zum Realen weiterhin erkennen lässt.
Ich habe mich, wie schon die Maler damals, nur auf die Farben einer Stadt konzentriert, die zwar keinen Symbolcharakter haben, aber wenn man die Farbelemente von Hauswänden, Dächern, Markisen, Marktständeplanen, Gastrotischen und Stühlen usw. extrahiert, und diese Farb- und Formschnipsel wieder als Fotocollage zusammenführt, kann man von einer Philosophie der Typisierung sprechen, die es möglich macht, das Flair einer Stadt tiefer zu ergründen.
Das Formenrepertoire ergab sich allein durch die gemachten Extrakationen. Vor einem weißen Grund vereinen sich so im Zentrum verschieden große, rechtwinklige, farbige, geometrische Grundformen mit und ohne Struktur, die ich jedoch nicht nebeneinander, sondern gefühlsmäßig und intuitiv, auch übereinander angeordnet habe, sodass die Komposition durch das Zusammenwirken von Farbe und Form bestimmt wird. Dadurch und durch die im Original gemachten Fokussierungen, die beim Extrahieren der Bildelemente mit mal mehr oder weniger an Schärfe übernommen werden, lasse ich die Komposition lebendiger erscheinen.